Vom Büro auf die Baustelle
Während seiner Zeichnerlehre schnupperte David Altorfer auf einer Cellere-Baustelle und wunderte sich über den ruppigen Umgangston. Heute kann sich der angehende Vorarbeiter keinen schöneren Arbeitsort vorstellen.
«Mit 14 Jahren habe ich die Lehre als Zeichner Fachrichtung Tiefbau gestartet. Damals in der Tiefbauabteilung durfte ich Werkleitungsbau zeichnen und auch Strassen machen. Das Zeichnen gefiel mir und es faszinierte mich sehr, was da alles unter dem Boden war. Schon in dieser Zeit machte ich mir Gedanken darüber, wie es nach der Zeichnerlehre weitergehen sollte – waren doch die Lohnaussichten nicht rosig und auch die Entfaltungsmöglichkeiten begrenzt. Ein Studium zu absolvieren oder in die Bauleitung zu gehen, waren für mich damals keine Option. Die Matura nachholen, wollte ich mir nicht antun. Vor allem wollte ich so rasch als möglich eigenes Geld verdienen und von niemandem abhängig sein. Mein Vater machte mir den Vorschlag: «Geh doch mal auf den Bau und schau, ob dir diese Arbeit gefällt.»
Mit 16 Jahren unter gestandenen Männern
So machte ich im dritten Zeichner-Lehrjahr ein Praktikum auf einer Baustelle zwischen Ober- und Unterglatt. Die Arbeit gefiel mir und ich dachte lange darüber nach, ob sie etwas für mich wäre. Es waren alles gestandene Männer auf der Baustelle und ich war damals ja erst 16 Jahre alt. Der Umgangston war nicht so anständig, wie ich es vom Büro her gewöhnt war. Aber ich sagte mir «ich probiere es einfach mal» und bewarb mich als Lernender Strassenbauer EFZ. Zu meiner Freude wurde ich angenommen.
Ehrlich und authentisch auf der Baustelle
Die ersten Monate waren ein ziemlicher Kulturschock, war ich es doch gewöhnt, im klimatisierten Büro zu arbeiten, begleitet von einem hochanständigen Umgangston und der Gewissheit, dass einem nie jemand auf die Füsse tritt. Ich komme aus einer kommunikationsfreudigen Familie, wo es durchaus laut werden kann, und das half mir, den manchmal ruppigen, aber ehrlichen und authentischen Umgangston auf der Baustelle anzunehmen und ihn schätzen zu lernen. Dank ihm gibt es kaum böses Blut und es ist ganz normal, ich die Meinung zu sagen. Ich gewöhnte mich rasch ein. Der zuständige Polier zeigte mir viel und nahm sich immer Zeit für mich. Da ich von der theoretischen Seite kam, wusste ich zwar, was eine Schaufel und ein Pickel waren, hatte aber sonst keine grosse Ahnung. Ich wurde gut aufgenommen von der Gruppe, musste aber zuweilen unten durch und halt auch mal spitzen. Das störte mich aber nie. Es zeigt einem, dass man noch unten in der Hierarchie und ein Lernender ist – das schadet nicht.
Ein Bier in Sursee
Die Schule in Sursee lief gut, nur mit der Schulordnung hatte ich Mühe. Da ich schon die zweite Lehre absolvierte, war ich älter als meine Schulkollegen. Ein Bier im Zimmer zu trinken, hatte zur Folge, dass ich und zwei Kumpels als Strafe nicht mehr in Sursee schlafen durften. So pendelte ich zwischen Zürich und Luzern. Die beiden Kumpels, die im Thurgau wohnten, schliefen jeweils bei mir und so hielt sich ihr weiter Schulweg in Grenzen. Danach arbeitete ich lange bei der Limmattalbahn in Dietlikon. Etwa nach einem Jahr war mir klar, dass ich weiterkommen wollte. Deshalb meldete ich mich für die Vorarbeiterschule an.
Keine LAP, aber RS
Das letzte Lehrjahr als Strassenbauer wurde von Corona überschattet und die Abschlussprüfungen fielen leider ins Wasser. Ich bedauerte dies sehr, hätte ich doch gerne die LAP durchlaufen um zu zeigen, was ich konnte. Die Abschlussnoten entstanden schliesslich aus den Erfahrungsnoten und den ÜKA. Dann musste ich schon bald für vier Monate nach Chur in die Rekrutenschule. Nach dem Militär startete ich mit der Vorarbeiterschule und arbeitete auf einer Baustelle in Effretikon. Dort durfte ich einen Teil der Gruppe übernehmen. Zu Beginn «schwamm» ich ziemlich. Aber José, der Polier vor Ort, unterstützte mich und ich konnte viel lernen. Nach ein paar Monaten war für mich klar, dass meine Arbeit das ist, was ich wollte.
Lampenfieber vor der ersten eigenen Baustelle
Dann erhielt ich eine E-Mail meines Regionenleiters, ich könne eine Baustelle für sechs bis sieben Wochen mit zwei Leuten selbstständig führen. Die erste Woche konnte ich fast nicht schlafen und setzte mich ziemlich unter Druck. Ich wollte es schliesslich richtig gut machen. Mit der Zeit erkannte ich, dass dieser Druck nicht nötig war und mich eher blockierte – ich sah ja, dass es funktionierte. Ich sagte mir, dass ich alles tun würde, was mir möglich sei, und alles andere meinen Handlungsspielraum übersteigen würde. Auch erfuhr ich von meinen Vorgesetzten, dass es ganz normal sei, am Anfang nicht gut zu schlafen, und auch das anfängliche «Schwimmen» gehöre einfach dazu. Das bestärkte mich und bei Projektende war ich ziemlich zufrieden mit dieser Baustelle. Klar: Zwei, drei Dinge hätten besser oder anders laufen können, aber es war ein gutes Ergebnis.
Mehr Verantwortung
Bis ins Jahr 2021 hatten sich viele Überstunden angesammelt und ich schätzte sehr, dass ich infolgedessen den ganzen Januar und Februar 2022 Ferien machen konnte. Ich vermochte mich noch mehr auf die Schule zu konzentrieren und gönnte mir beim Skifahren eine Erholungspause. Das ist eine schöne Begleiterscheinung auf dem Bau: Man arbeitet zwar hart und viel, kann dann aber auch wieder kompensieren und eine längere Auszeit geniessen. Schon bald eine neue Baustelle in Russikon an. Ich staunte nicht schlecht, als ich die ziemlich komplizierte und grosse Etappe vor mir sah. Es freute mich sehr, dass mir so grosses Vertrauen entgegengebracht wurde.
Die persönlichen Belastungsgrenzen erkennen
Es macht mich stolz zu sehen, wo ich heute stehe. Eine Baustelle bringt mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich weiter, und ich erkenne meine persönlichen Belastungsgrenzen. Ich habe realisiert, dass aus dem anfänglichen «Schwimmen» ein «Wachsen» geworden ist und meine persönliche Entwicklung sehr davon profitiert hat. Die Poliere sind in meiner Anfangszeit wie ein «Sorgentelefon» für mich gewesen. Das Wissen, jederzeit auf ein offenes Ohr und auf Unterstützung zu stossen, hat mir Sicherheit verliehen und mich stets motiviert, mein Bestes zu geben.
Die Polierschule ruft
Im September 2022 haben meine Abschlussprüfungen zum Vorarbeiter stattgefunden und ich freue ich mich jetzt schon, mit der Polierschule zu starten. Das ist auch etwas, was ich an der Baubranche sehr schätze: Man kann sehr viel erreichen und verdient gut. Bei Cellere gefällt mir besonders, dass die Mitarbeitenden gefördert werden, das familiäre Flair und dass man einander kennt. Es ist immer schön am Morgen, wenn man ins Magazin kommt, um Material zu holen. Dann stehen vier Busse dort und die Kumpels trinken ihren Morgenkaffee. Es gibt immer etwas zu erzählen. Wir haben einfach eine coole Arbeitsstimmung hier bei uns.
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