Microtunneling St.Gallen
Der Heiligkreuzbach liegt inmitten des Siedlungsgebietes der Stadt St. Gallen und ist an vier Stellen überbaut. Da die Abflusskapazität für ein hundertjährliches Hochwasserereignis nicht mehr ausreicht, wurde ein neues Hochwasserschutzkonzept erstellt.
Das Konzept sieht Arbeiten mittels Microtunneling vor. Bei diesem grabenlosen Verfahren wird Erdmaterial ausgebohrt, statt verdrängt. Da Microtunneling ein in sich geschlossenes und dichtes System ist, ist es möglich, auch unter Flüssen hindurch und im Grundwasser zu bohren. In einem Rohr an der Spitze des Bohrlochs befindet sich der Antrieb. Der sich drehende Bohrkopf arbeitet sich durch das Erdreich vor und zerkleinert das Material vor sich. Die Pressen in der Startgrube üben dabei konstanten Druck aus. Das zerkleinerte Material gelangt via Förderleitung an die Oberfläche, wo es von einer Separieranlage aufgenommen wird. Wie üblich bei einem Tunnelbau-Projekt wurde vor dem Beginn der Bohrungen eine Segnung durchgeführt. Die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, spielte dabei eine wichtige Rolle, da sie den Arbeitern Glück bringen sollte. An der Segnung nahm auch eine Tunnelpatin teil, die als irdische Vertreterin der Heiligen Barbara galt. Nach der Zeremonie begannen die Tunnelarbeiten. Wegen der engen Platzverhältnisse war es eine grosse Herausforderung, mit dem 40 Tonnen schweren Raupenbagger das 3 Meter lange und 8 Tonnen schwere Rohr in den Graben zu heben. Gemeinsam mit unserem Microtunneling-Partner bewerkstelligten wir dies jedoch erfolgreich.
Nun läuft das saubere Abwasser aus zwei Kanälen in einen Vereinigungsschacht und von da aus weiter in einen neu gebauten Kanal (GFK ø 1600 mm). Die Leitung ist neu unter der Strasse und den Gebäuden verlegt und wird im Anschluss in der steilen Böschung zur Steinach geführt. Über einen Absturzschacht fällt das Wasser dort auf rund 9 Meter Tiefe. Im Hinblick auf zukünftige Überbauungen hat man die neue Leitung für ein 300-Jahr-Hochwasser konzipiert – üblich sind 100 Jahre. Je grösser die bebaute Fläche, umso mehr Oberflächenwasser fällt an.
Bauherrschaft
Tiefbauamt Stadt St. Gallen
Bausumme
CHF 2'900'000.-
Bauzeit
November 2020 bis Januar 2022
Zahlen
1300 t Bohrgut
3000 m³ Aushub
9.5 m tiefe Zielgrube
60 m Betonrohre – ø 1600 mm
80 m GUP-Rohre DN 1600 mm
Leistungen
Kanalisationsarbeiten
Baugrubenaussteifung mittels Rühlwand bis 9.5 m
Erstellung eines grossen Ortbetonschachtwerks